Der Alltag mit kleinen Kindern hält viele Fallstricke bereit und kann manchmal ganz schön nerven. Unsere Tipps entstammen unseren ganz persönlichen Erfahrungen und sind keinesfalls Allheilmittel. Jedes Kind ist anders und jede Familie muss ihre eigenen Lösungen finden. Vielleicht können unsere Tipps Ihnen dazu Anregungen geben - dann würden wir uns sehr freuen. Vergessen Sie über alle Erziehung nicht das Wichtigste: Haben Sie Spaß mit Ihrem Kind, freuen Sie sich mit ihm und denken Sie bei Schwierigkeiten vor allem an die schönen Momente. Und wenn es ganz schlimm kommt, trösten Sie sich mit: Jetzt kann es eigentlich nur noch besser werden!
|
Trotzanfälle bei Kleinkindern lassen sich nicht vermeiden. Manchmal schafft man es, einen drohenden Ausbruch durch Ablenkung zu verhindern, aber je älter und selbstbewusster die Kleinen werden, umso seltener lassen sie sich damit überrumpeln. Das wichtigste ist, dass man selbst nicht die Nerven verliert, sondern dem Kind mit Gelassenheit begegnen kann. Das ist gar nicht so einfach, wie Sie sicher aus eigener Erfahrung wissen.
Natürlich sollte man dem Kind ein Verbot erklären, so dass es dieses versteht und im Idealfall akzeptiert. Aber oft kennen Kinder das Verbot und die Gründe dafür schon ganz genau und testen trotzdem immer wieder seine Grenzen aus. In solchen Fällen (und wenn das Kind auf das Ansprechen noch reagiert) kann man versuchen, ihm ein Gespräch anzubieten. Konkret sieht das dann so aus, dass ich meine Tochter zum Kuscheln einlade, mich mit ihr (soweit sie sich nicht dagegen wehrt) in den Sessel setze und sowohl nach ihren Motiven und Wünschen frage, als auch meine Absichten noch mal erkläre. Manchmal hilft ihr das Nachdenken und Überlegen (und das "Ernstgenommen-werden") sich zu fangen. Vielleicht lässt sich ja auch ein Kompromiss finden!? Diese Vorgehensweise hat natürlich nur dann Erfolg, wenn das Kind schon in einem Alter ist, wo es sich seiner Wünsche konkret bewusst ist, diese äußern kann und Argumente versteht.
Nur allzuoft dringt man bei einem Trotzanfall mit Reden gar nicht durch bis zum Kind. Wenn es von den Argumenten der Eltern gar nichts wissen will, wenn es einfach lautstark seine Wünsche einfordert, dann hat es sich bei uns als hilfreich erwiesen, die Kinder in ihr Zimmer zu schicken. Natürlich mit der Maßgabe, dass sie wiederkommen können, wenn sie sich beruhigt haben! Das klappt recht gut und es dauert oft nicht lange, dass der Spuk vorbei ist. Leider wirkt eine solche Maßnahme nur dort, wo das Kind etwas unterlassen soll, oder sich gegen ein Verbot auflehnt. Die "Verbannung" ins Kinderzimmer schafft auch räumliche Distanz. Wenn sich dagegen das Kind gegen eine Bitte oder Weisung etwas zu tun auflehnt (sich zum Beispiel nicht anziehen will, oder nicht mit zur Oma gehen will), dann hilft es natürlich nicht viel, das Kind ins Kinderzimmer zu schicken! Höchstwahrscheinlich wird es sich dort auch nicht anziehen und der Oma kommt man auch kein Stück näher ...
Manchmal ist ein Kind auch so weit, dass es den Ausbruch überhaupt nicht mehr kontrollieren kann. Es ist dann hilflos seinem Ausbruch ausgeliefert, weiß eigentlich gar nicht mehr, warum es schreit und schafft es nicht mehr aus eigener Kraft, sich zu beruhigen. Das ist vor allem bei jüngeren Kleinkindern der Fall, kann aber auch noch bei 3-4 Jährigen auftreten. In einem solchen Fall benötigen die Kleinen natürlich vor allem Hilfe. Die Ursache des Trotzes ist dann völlig nebensächlich, man muss versuchen, das Kind zu beruhigen, sanft mit ihm sprechen und kuscheln und ihm zeigen, wie lieb man es hat.
Noch ein Wort zu den Trotzausbrüchen in der Öffentlichkeit. Zum Glück kamen die bei unseren Kindern recht selten vor, trotzdem zerren sie immer besonders an den Nerven, da man sich sofort von allen Leuten taxiert fühlt. Die Reaktion völlig fremder Leute reicht von Unverständnis bis zum (unausgesprochenen) Vorwurf, eine Rabenmutter zu sein. Vielleicht hat man Ihnen während einer solchen Situation ja sogar schon eine paar ungefragte "gute Ratschläge" gegeben ... Mein Tipp: Egal was Sie machen - reden Sie dabei ruhig und freundlich auf das Kind ein. Selbst wenn Sie wissen, dass es nichts nützt, da Sie gar nicht bis zum Kind vordringen, die Leute reagieren dann wesentlich positiver auf Sie und Ihr Kind als wenn Sie ein verkniffenes, gestresstes Gesicht zeigen. Es hilft zwar Ihrem Kind nicht, aber vielleicht Ihnen - und das ist doch auch schon was, oder?
Vielleicht lag es am langen Stillen, jedenfalls lehnten beide unserer Kinder Sauger und Nuckel von Anfang an ab und entwickelten sich stattdessen zu ausgeprägten "Daumenlutschern". Naja, und irgendwann mit 2 1/2 stand dann vor unseren Kindern (und uns) die schwere Aufgabe, diese dumme Angewohnheit wieder loszuwerden.*seufz*
Zur Unterstützung in der Abgewöhnphase verwendeten wir einen bitter und scharf schmeckenden Nagellack (Daumexol) aus der Apotheke. Wir haben damit sehr gute Erfahrungen gemacht. Allerdings war der Nagellack nur das i-Tüpfelchen. Das Wichtigste war, in dem Kind selbst den Wunsch zu wecken, mit dem Daumennuckeln aufzuhören. Erst wenn dieser Wunsch bei den Kindern vorhanden ist, kann das Auftragen des Nagellackes helfen, ihn nicht zu vergessen J. Im Prinzip drehte sich in der "heißen" Phase des Abgewöhnens alles ums Daumennuckeln, d.h. die gesamte Familie stellte sich auf eine schwierige Zeit ein. Als Start wählten wir einen Freitagabend, so dass wir an den ersten Tagen (und Nächten) verstärkt für unsere Kinder da sein konnten.
Wir haben damit begonnen, Kira und Erik die Gefahren des Daumennuckelns für die Zähne (und den Daumen) begreiflich zu machen, natürlich auf kindgerechte Weise. Im allgemeinen war es dabei notwendig, die Gefahren zu übertreiben: Während die Gefahr einer späteren kieferorthopädischen Behandlung unseren Sohn völlig kalt ließ, machte der Vergleich seines Daumens mit einem Lutscher ihn schon nachdenklich - vor allem, als ihm einfiel, dass ein Lutscher ja immer kleiner wird beim Genießen ... Und dass man mit schiefstehenden Zähnen nicht mehr richtig abbeißen kann, leuchtete auch unserer Tochter ein. Um unsere Kleinen mit solchen Geschichten nicht zu sehr zu erschrecken, verlagerten wir sie nach außen - d.h. wir erfanden eine Heldin/Held denen ähnliches passierte, und die darüber sehr traurig waren. Natürlich darf man die Kinder nicht mit den drohenden Schreckgespenstern allein lassen, sondern man muss ihnen auch eine Lösungsmöglichkeit anbieten, denn sonst macht man ihnen nur Angst. Bei uns kam dann in den Gute-Nachtgeschichten immer eine gute Fee, die den Helden ein Hilfsmittel (den Nagellack) brachte, damit diese nicht vergessen, dass sie doch nicht mehr nuckeln wollten - und damit wurde wieder alles gut (und die schlimmen Folgen des Dauernuckelns verschwanden natürlich mit der Zeit).
Damit schafften wir es, dass unsere Kinder sich freiwillig früh und abends den Nagellack auftragen ließen, ja sogar oft selbst danach verlangten. Wir bemühten uns mit Erfolg auch nur den kleinsten Anschein von "Strafe", den diese Maßnahme haben könnte, zu vermeiden. Immer wieder betonten wir, dass sie (die Kinder) doch nicht mehr nuckeln wollten und dass der Nagellack nur den Zweck hat, sie daran zu erinnern (weil ja oft der freche Daumen ganz unbewusst in den Mund rutscht).
Natürlich gab es reichlich Lob für jeden Tag. Dazu gehörte der rote Punkt im Kalender (den Kira voller Stolz jeden Tag eintrug) ebenso wie der Aufkleber, den Erik jeden Abend an sein Bettchen kleben durfte. Diese Kleinigkeiten machten unsere Kinder stolz und zeigten ihnen, wie viele Tage sie schon "daumennuckelfrei" waren.
So weit, so gut. Wie gesagt, klappte das alles recht gut und die Kinder haben im Prinzip wirklich von einem Tag auf den anderen aufgehört, am Daumen zu nuckeln. Aber das war nur die eine Seite. (wird fortgesetzt)
Unsere beiden sind jetzt 4¼ (Kira) und 2¾ (Erik) und kommen gut miteinander aus. Klar, es gibt schon mal Streit, aber der hält meist nicht lange an und ist schnell vergessen. Es überwiegen die Phasen, wo sie friedlich nebeneinander oder miteinander spielen. Und ganz besonders schön finde ich es, wenn sie füreinander eintreten und den anderen in Schutz nehmen zum Beispiel wenn wir mit Erik wegen etwas schimpfen und Kira ihn (noch etwas unbeholfen) versucht zu trösten, oder uns auffordert, doch nicht "so ärgerlich" zu sein ...
Was wir dafür tun? Das ist schwer zu sagen, denn viele Entscheidungen trifft man doch intuitiv aus dem Bauch heraus. Aber ich will versuchen, ein paar Prinzipien zu erläutern. Die Namen unserer Kinder habe ich nur zur Vereinfachung eingesetzt und sie lassen sich beliebig austauschen, denn "Kira stört Erik" findet genauso oft statt wie "Erik stört Kira"...
(1) Natürlich kommt es vor (eigentlich ist es die Regel J) dass eines unserer Kinder unbedingt das Spielzeug haben will, mit dem gerade Schwester (oder Bruder) spielt. Das ist ganz klar, denn gerade wenn man den anderen damit spielen sieht, werden doch eigene Ideen inspiriert, und man möchte die sofort ausprobieren und umsetzen... Bei uns gibt es dazu die Regel, dass der dran ist, der es sich zuerst genommen hat. Diese Regel setzen wir durch, wenn wir sehen, das sich dass vom anderen gestörte Kind nicht selbst helfen kann. Konkret bedeutet das, dass wir den Störenfried Erik ermahnen und ihm klarmachen, dass Kira jetzt mit dem begehrten Spielzeug spielen darf, weil sie es sich zuerst genommen hat. Gleichzeitig erklären wir ihm, dass er natürlich später mit dem Spielzeug spielen darf, wenn Kira nicht mehr möchte oder wenn er es sich an einem anderen Tag zuerst nimmt (das tröstet und der Frust hält sich meist in Grenzen). Wenn der Störenfried allerdings nicht aufhört zu stören, muss er halt in einem anderen Zimmer weiter spielen.
(2) Jedes Kind erhält ein extra großes Lob, wenn es sich zum anderen sozial verhält. Das kann z.B. sein, dass es seine Süßigkeiten mit dem anderen teilt, dass es ein Bild für den anderen malt, ihm bei irgend etwas hilft oder ihm auch nur freundlich guten Morgen sagt ... Solches Verhalten wird explizit gewürdigt und gefördert. Das heißt von unserer Seite aus, dass wir die Kinder auch ab und zu dazu auffordern, konkret etwas für Schwester oder Bruder zu tun, oder sie gegenseitig mit Hilfe für den anderen beauftragen ("Kira, kannst du Erik mal bitte dabei helfen, die Schuhe auszuziehen?!"). Wichtig ist natürlich immer auch zu erklären, warum es gut ist, wenn man etwas für andere Menschen tut.
(3) Eine wichtige Regel für die Kinder ist auch: Tätlichkeiten bei Auseinandersetzungen sind nicht erlaubt. Also kein Kratzen, Beißen, Schlagen, etc. Aber es reicht nicht, den Kindern Gewalt gegeneinander zu verbieten, sondern man muss ihnen andere Möglichkeiten bei Konflikten zeigen. Wir haben Kira gesagt und gezeigt, was sie tun und sagen kann, wenn Erik sie wieder mal nicht in Ruhe lässt (Bsp.: mit Fuß auf den Boden stampfen, Hände in die Seiten stemmen und laut rufen "Jetzt bin ich aber ärgerlich, wenn Du mich nicht in Ruhe lässt!") auch wenn es albern klingt, es half: Kira fühlt sich nicht länger hilflos Eriks Angriffen ausgeliefert und Erik lernte, zu erkennen, wann er den Bogen überspannt hat. Ausnahme: zur Verteidigung gegen gewalttätige Angriffe (und nur dann) ist Gewalt in Maßen (z.B. Schubsen) erlaubt niemand muss sich schlagen oder beißen lassen. Das Schwierigste war eine Zeitlang, unserem Sohn das Beißen abzugewöhnen. Uns blieb nichts weiter übrig als Kira zu sagen, dass sie sich verteidigen muss notfalls indem sie zurück beißt oder ihn weg schubst. Wir haben Erik gezeigt, wie weh es tut, gebissen zu werden und das wir solche Angriffe nicht dulden werden. Zum Glück ist diese Phase inzwischen vorbei.
Es ist klar, dass die Kinder sich beieinander entschuldigen, wenn sie dem anderen weh getan haben oder (aus Versehen oder absichtlich) den mühsam gebauten Turm des anderen eingerissen haben.
(4) Und wie schon oben erwähnt, versuchen wir den Zusammenhalt der Kinder zu stärken, selbst wenn es "gegen" uns geht. Wenn Kira also Erik trösten möchte, weil wir mit ihm schimpfen, dann sagen wir ihr nicht, dass Erik aber etwas Schlechtes gemacht hat (das weiß sie auch so), sondern loben sie für ihre Sorge um Erik und zeigen ihr, wie sie ihn streicheln und trösten kann. Ich denke, dass solche Zuneigungsbeweise sehr wichtig sind, auch wenn sie scheinbar in diesem Moment unsere elterliche Autorität in Frage stellen.
So, mehr fällt mir im Moment nicht ein. Das meiste ist wahrscheinlich eher trivial und wird so oder ähnlich in den meisten Familien gehandhabt. Wir versuchen halt immer, mit den Kindern zu reden, ihnen ihr Verhalten und seine Folgen bewusst zu machen und so ihre Vernunft "hervorzulocken". Auch wenn Appellieren nicht reicht und wir durchgreifen müssen, erklären wir (zur Not hinterher) warum dieses oder jenes Verhalten nicht akzeptabel ist oder war.
[Akilet] [Aksios] [Ilaros] [Etymos]
[Kontakt] [Neues]
Optimiert für MS IE 5.0 bei 1024*768 und mittlerem
Schriftgrad.
Letzte Änderung: 20. Februar 2001 - © Science & Fantasy 1998-2000